Palais Lobkowicz
Das Palais Lobkowicz (Lobkovický palác) in der Prager Burg zählt zu den schönsten und bedeutendsten kulturellen Stätten Europas. Es wurde um 1550 als Palais der tschechischen Adelsfamilie Pernstein errichtet und diente als repräsentativer Familiensitz der Familie. Durch Polyxena von Pernstein kam das Palais 1623 an das Haus Lobkowicz, dem es seither – bis auf die Unterbrechung während der Zeit der kommunistischen Herrschaft angehört und sein Namen verdankt. Zu den Familienerbstücken zählte eine ca. 45 cm große Wachsfigur eines Jesuleins eines unbekannten spanischen Künstlers, das die verwitwete Polyxena, die sich große Verdienste um die Sammlung und Bewahrung von Kunstwerken und Archivalien der Familien Pernstein und Lobkowicz erwarb, den Kleinseitner Karmeliten von der Kirche Maria vom Siege schenkte. Dort wird das Gnadenbild, dem auch Wunder und Heilungen nachgesagt werden, als das Prager Jesulein bis heute verehrt. In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde der Palast Zeuge einiger bedeutender historischer Ereignisse der böhmischen Geschichte.
1618 beim berühmten Prager Fenstersturz, als protestantische Rebellen katholische königliche Minister aus den Fenstern der Prager Burg geworfen hatten, flüchteten die Überlebenden in das benachbarte Palais Lobkowicz. Im Zuge der Niederlage der Protestanten bei der Schlacht am Weißen Berg baute das Geschlecht von Lobkowicz seinen Einfluss aus und legte so die Basis für seine Macht für die nächsten drei Jahrhunderte.
Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten verschiedene Renovierungsarbeiten an den Repräsentationsräumen im Palais. Mitte des 17. Jahrhunderts begann die großzügige Verschönerung der Kapelle und der prunkvollen Repräsentationsräumlichkeiten, wie dem Konzertsaal, der Marmor-Halle und dem Balkon Saal. Die heutige Außenfassade des Palastes wurde anlässlich der Krönung von Leopold II als böhmischer König 1791 von Franz Joseph Maximilian von Lobkowicz erneuert, der neben militärischen Leistungen vor allem durch sein ausgeprägtes Mäzenatentum auf den Gebieten Kunst, Literatur und Musik zu Berühmtheit kam. Er war einer der größten Förderer Ludwig van Beethovens (3 Symphonien und unzählige weitere Werke sind dem 7. Prinzen als Dank gewidmet). Als Mitbegründer der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und der Gesellschaft zur Förderung der Musikkultur in Böhmen förderte er auch den Zugang bürgerlicher Kreise zur Musik, Literatur und Kunst.
Nach dem 1. Weltkrieg und der Abschaffung der Adelstitel unterstützte Maximilian, Sohn des 10. Prinzen von Lobkowicz die neue, junge Republik, indem er einige Räumlichkeiten des Palais dem Premierminister der neuen Tschechoslowakei als Büros zur Verfügung stellte.
Im Jahr 2002, mehr als 60 Jahre nach der Enteignung des Lobkowicz Palastes durch die Nationalsozialisten im 2. Weltkrieg und der anschließenden Konfiszierung der Räumlichkeiten durch das kommunistische Regime, wurde das Palais wieder an die Familie Lobkowicz rückerstattet. Nach aufwendiger Renovierung wurde das in neuem Glanz erstrahlende Lobkowicz Palais 2007 als privates Familienmuseum für Besucher aus dem In- und Ausland geöffnet. Die komplette Familiengeschichte mit den wichtigsten Exponaten ist zugleich ein Streifzug durch die Geschichte der Monarchie. Neben alten Musikinstrumenten und Manuskripten von Mozart und Beethoven bietet die Bildergalerie seinen Besuchern namhafte Maler wie Velazquez, Canaletto und Breughel.
Adresse:
Jiřská 3, Prague Castle
119 00 Prague 1