Dass Giuseppe Verdi, der Meister des Opern-Melodrams, der Wechsel hin zur Komödie gelingen sollte, ist vielleicht keine große Überraschung; die Tatsache, dass ihm dies mit Falstaff im Alter von neunundsiebzig Jahren gelang, ist wohl dennoch seine unerwartetste Leistung und die bedeutendste dieses Genres.
Zwar hatte er sich bereits mit Un Giorno di Regno (König für einen Tag) im Bereich des Humors versucht, mehr als 50 Jahre zuvor, aber dessen Misserfolg führte beinahe dazu, dass Verdi die Oper insgesamt aufgab. Glücklicherweise überzeugten seine Liebe zum Witz von William Shakespeare und die Rezeption zu seinem Otello und Macbeth, Verdi schließlich davon, dass eine gute Oper auch für Lacher gespielt werden kann.
In der Geschichte glaubt der gealterte und, ehrlich gesagt, optisch keineswegs ansprechende Falstaff, noch immer daran, dass er es in sich hat, die Damen für sich zu gewinnen. Als er gerade harte Zeiten durchlebt, überlegt er sich einen Plan, wie er das Herz nicht nur einer, sondern zweier reicher Frauen erobern könnte. Die Objekte seiner Begierde sind ihm jedoch stets einen Schritt voraus. Falstaff wird unsanft in die Themse befördert, und schließlich wird ihm trickreich das Versprechen zu einem geheimen Stelldichein im Wald abgenommen, er wird zu Tode erschreckt, bevor er letztlich akzeptiert, dass er selbst der Angeschmierte ist.
Nun bestimmt für die Wiener Staatsoper, wurde Falstaff, das zu einem Libretto, verfasst von Arrigo Boito, komponiert wurde, weitgehend adaptiert von den Lustigen Weibern von Windsor, am 9. Februar 1893 an der Mailänder Scala uraufgeführt vor einem erwartungsfrohen Publikum, von denen einige im Auditorium dreißig mal soviel wie die üblichen Ticketpreise bezahlt hatten.
Sie wurden nicht enttäuscht. Statt Zeugen von Verdis musikalischem Abgesang zu sein, sahen sie, was viele als sein größtes Werk für die Bühne betrachten. Die Partitur für Falstaff ist musikalisch komplex und untermauert doch in perfekter Weise das Possenspiel, bevor es darin gipfelt, wenn seine Sänger bekanntermaßen erklären, dass „Tutto nel mondo è burla“ („Die ganze Welt ist Torheit“), eine gesungene Fuge von atemberaubenden Dimensionen, in einer Art, wie sie noch nie zuvor in der Oper gehört worden ist.